Psychologische Ebene fehlt Pointner komplett
Pointner spart dabei nicht an Kritik. Der 48-Jährige vermisst zurzeit vor allem eine Fertigkeit: "Beim ÖSV beschränkt sich die Führung seit Jahren auf technische Korrekturen und Materialtüftelei, psychologische Faktoren bleiben nebensächlich. Wenn Topspringer zum wiederholten Male an ihren mentalen Fähigkeiten scheitern, dann kann ich doch nicht jedes Mal wieder zur selben Lösung greifen: analysieren und weiterarbeiten. Das ist keine Phase, die mit abwarten und Teetrinken vorüber geht, dazu braucht es ein Konzept."
Dabei erinnert sich Pointner immer wieder an seine Zeit als Trainer zurück: "Zu meiner Zeit wurde jedes Training in einer Athletendatenbank genau und transparent dokumentiert, Fehlentwicklungen konnten damit nachvollzogen und wenn nötig mit neuen Ansätzen korrigiert werden", erklärt der Österreicher, dessen Überschrift "Warum ist der Chef nicht auf dem Regieplatz?" bereits indiziert, an wen seine Kritik gerichtet ist.
Nervenstärke muss verbessert werden
In Bezug auf Überraschungs-Dominator Kobayashi schreibt Pointner: "Für einen Topspringer ist das erste erfolgreiche Jahr das schönste. Alles passiert mit Leichtigkeit und man ist in einem Flowzustand, der sich nicht erklären lässt. (...) So etwas nur im Ansatz zu wiederholen, ist extrem schwierig, denn mit dem Erfolg wird auch der Druck größer. Deshalb ist ein mentales Konzept so wichtig: Nervenstärke kommt nicht von alleine, egal wie gut man technisch trainiert hat."
Es passiert nicht zum ersten Mal, dass Alexander Pointner die angespannte Situation im Skisprung-Team offen und scharf kritisiert. Erst im Dezember holte Pointner zum Rundumschlag aus und sagte: "Es wird Zeit, dass es einmal richtig kracht im ÖSV-Team."