"Ich mache es einfach, weiß aber nicht, woran es liegt"
Der Gewinner von insgesamt 25 Weltcup-Springen ist auf Social Media sehr präsent und meinte, vor dem einen oder anderen seiner acht Wettkampfsprünge Nervosität verspürt zu haben. "Das war vor dem zweiten Durchgang in Garmisch-Partenkirchen so, weil Eisei (Markus Eisenbichler, Anm.) vor ihm einen großartigen Sprung hatte", hatte Kobayashi ein Beispiel parat. Er distanzierte den Deutschen aber um 0,2 Punkte, womit der kritische Punkt auf dem Weg zum Grand Slam überstanden war.
"Ryoyu hat eine sehr gute Verbindung in der ersten Phase, und er hat das Selbstvertrauen", analysierte Eisenbichler die Stärken des Überfliegers. Allgemein wirkt Kobayashi sehr ausbalanciert, er kommt rasch in sein Flugsystem, scheinbar nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Tournee-Rekordsieger Janne Ahonen sah Kobayashi auch durch das Doppel auf Kobayashis Lieblingsschanze in Bischofshofen bevorteilt. "Da zwei Bewerbe, das ist gut für ihn", meinte der Finne, nun TV-Co-Kommentator.
Auf Ahonens Bestmarke von fünf Gesamt-Erfolgen fehlen Kobayashi drei Stück, doch an Tagessiegen hat er mit deren acht nur noch zwei Rückstand auf das Duo Björn Wirkola (NOR) und Jens Weißflog (DDR/BRD). Diese Marke könnte schon bei der nächsten Tournee fallen. Konkurrent Halvor Egner Granerud bescheinigte Kobayashi zumindest derzeit eine Stabilität auf einem sehr hohen Niveau. Der Gelobte selbst hat keine Erklärung dafür: "Ich mache es einfach, weiß aber nicht, woran es liegt."
Auto- und Baseball-Liebhaber nun Olympia-Favorit
Keine Frage aber, dass der Liebhaber schneller Autos und Baseball ständig an sich arbeitet. Die Basis für diese Saison legte er mit Training in Europa und da auch Österreich, und da ist der Vorarlberger Richard Schallert ein wesentlicher Faktor
Der frühere ÖSV-Nationalteam-Athlet betreut Kobayashi seit bald drei Jahren über dessen Verein "Tsuchiya Home Ski Team" - ein Wohnbau- und Immobilien-Konzern -, schreibt Trainingspläne, womit der Vorarlberger wesentlichen Anteil am Erfolg hat.
Auch in der Arbeit mit den nicht-japanischen Medien macht der 1,73 m große Ausnahmekönner kleine Fortschritte. Zwar hat er nach der Konkurrenz immer mit einem Dolmetscher im Schlepptau und seine Antworten sind oft kürzer als die Fragen, doch bei Pressekonferenzen gibt Kobayashi auch in einfachem Englisch Auskunft.
Das war beim Sohn eines Sportlehrers nicht immer so. Einige Wochen hat er nun noch Zeit, um vielleicht bei Olympia Sieger-Interviews in noch etwas fließenderem Englisch zu geben.