Der Traum von Olympia-Gold
Ihre Großmutter war es auch, die Carroll im US-Bundesstaat Vermont für das Skifahren begeisterte. Avitals ältere Schwester Arielle hat die Buckelpiste als Erste ausprobiert, und alle vier Geschwister sind ihr nachgefolgt.
"Ich habe mit sechs begonnen. Als ich zwölf war, daran erinnere ich mich lebhaft, habe ich meinen Eltern gesagt, dass ich einmal zu den Olympischen Spielen fahren möchte", erzählte Carroll der APA.
Eine Gold-Medaille bei Olympia ist noch immer der große Traum. Bevor es dazu 2026 bei den Winterspielen in Mailand die Möglichkeit geben könnte, peilt Carroll in der kommenden Saison ihren ersten Podestplatz im Weltcup an. Auch in der Gesamtwertung will die heuer Achtplatzierte einen Schritt nach vorne machen.
Diese Ziele zu erreichen war auch ein Mitgrund für den Nationenwechsel nach Österreich. Anders als in den USA hat sie hier die Möglichkeit, von ihren Ehemann Bobby trainiert zu werden.
"In den USA wäre es schwierig geworden, dort erlauben sie normalerweise keine Privat-Trainer", erzählt Bobby, der auch das australische Buckelpisten-Team der Männer betreut. So können bespielsweise Synergien im Training geschaffen werden. "Wir haben unseren eigenen Weg, in Österreich können wir den gehen", erklärt Avital.
"Ich glaube jetzt noch mehr an mich selbst"
Dieser Weg führte doch etwas unerwartet zu zwei Medaillen bei der WM im Februar in Bakuriani. Sowohl im Buckelpisten-Bewerb als auch im "Dual Moguls", dem Parallel-Bewerb, holte sie Bronze. Es ist der bisher größte Erfolg ihrer Karriere.
"Es hat mich definitiv selbst überrascht, es hat sich am Anfang nicht real angefühlt", sagt Carroll. "Ich glaube jetzt noch mehr an mich selbst."
In Georgien trat die Athletin statt mit einem Sponsor mit ihrem eigens designten Logo auf der Stirn an. Es zeigt ein rot-weiß-rotes Herz mit einer Buckelpiste. Auch hier bleibt Carroll ihrem Motto treu: "Love - dream – unite".
Je erfolgreicher sie wird, umso mehr wird die Sportlerin auch ihre politische Message verbreiten können. "Umso mehr darüber gesprochen wird, umso bewusster wird den Menschen, was in der Vergangenheit passiert und was noch immer passiert", sagt Carroll, die es bemerkenswert findet, welches "Wachstum und welche Veränderung in Österreich" im Laufe der Geschichte zu sehen ist.
Es braucht mehr Aufmerksamkeit für den Sport
Wachstum wünscht sich Carroll auch für den Buckelpistensport, der in Österreich bei Weitem nicht so populär ist wie in den USA. "Ich hoffe, ich kann dabei helfen, den Sport weiterzuentwickeln", sagt Carroll.
Gemeinsam mit Ex-ÖSV-Athletin Melanie Meilinger, die nun im Skivervband den Freestyle-Bereich weiterentwickeln soll, ist im kommenden Winter ein Buckelpisten-Camp für Kinder geplant. "Es braucht mehr Aufmerksamkeit für den Sport. Und wir müssen ihn auch den Kindern näher bringen."
Das ist kein einfaches Unterfangen, gibt es derzeit doch keine permanente Trainigsmöglichkeit hierzulande. "Man muss die Buckelpisten immer erst bauen, das macht es schwierig", sagt Meilinger.
Get comfortable being uncomfortable
Da trifft es sich gut, dass Avital Carroll eine Frau ist, die Herausforderungen nicht scheut. Eines ihrer liebsten Credos lautet: "Get comfortable being uncomfortable".
"Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es immer unangenehme Situationen geben wird und dass man sie durchleben muss, um sich in diesem Zustand des Unangenehmen wohl zu fühlen. Das hört nie auf", sagt Carroll.